Studieren mit ADS oder ADHS ist machbar. An der Universität Würzburg bekommen Betroffene Hilfe und einen Nachteilsausgleich. Helena Schoppel hat es bis zum 1. Staatsexamen geschafft.
Die Diagnose ADS mit 6 Jahren
Im Alter von sechs Jahren wurde bei Helena Schoppel ADS diagnostiziert, das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. Für die Betroffenen ist es nicht nur schwierig, ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren. Sie neigen auch zu mangelnder Selbstkontrolle, können oft ihre Impulsivität nicht beherrschen.
Mangelnde Impulskontrolle kann zu Chaos führen
„Als Kind war ich chaotisch, habe laufend meine Sachen irgendwo liegenlassen und die Hausaufgaben vergessen. In der Schule war ich geistig nicht wirklich anwesend“, erzählt Helena. Zum Chaos im Kopf kamen Wutanfälle dazu, die sie nicht kontrollieren konnte.
To-do-Listen und Tagespläne als Stütze
In der Kindheit half eine Medikamenten- und Verhaltenstherapie, Ordnung in das Chaos zu bringen. Später ging es auch ohne Therapie – zuerst allerdings mehr schlecht als recht.
„Meine Schulnoten waren nicht so gut, und mir wurde klar, dass ich etwas ändern muss“, sagt Helena. Sie habe darum aus eigener Initiative systematisch angefangen, Dinge zu planen.
To-do-Listen zu erstellen, feste Tagesstrukturen für sich zu entwickeln. Sie lernte, an Aufgaben dranzubleiben.
Mit ADS das Abitur erfolgreich bestanden
Das war ein Kraftakt. Sie schaffte den Realschulabschluss, holte das Abitur nach und fing an, Jura zu studieren.
Jura an der Uni Würzburg studieren
Warum sie dafür die JMU ausgesucht hat? Das lag auch an einer Bekannten, die hier ebenfalls für Jura eingeschrieben ist: Sie erzählte, dass sie mit der Uni Würzburg zufrieden sei. Helena geht es nun genauso: „Das Studium hier macht Spaß!“
Gut organisiert durchs Jurastudium
Auch im Jurastudium sind feste Pläne für die Studentin sehr wichtig. Klar, ein gutes Selbstmanagement ist in jedem Studium von Vorteil. Für Jura gilt dies sicherlich nochmal etwas mehr. Aber ein Studium mit ADS ist noch einmal mehr herausfordernd.
Helena studiert Jura nun schon im zehnten Semester an der Universität Würzburg. In einigen Wochen steht das erste Staatsexamen an. Da gibt es jede Menge zu lernen. Aber Helena wirkt gelassen: „Ich habe einen Lernplan, an den halte ich mich“, sagt sie.
Unterstützung durch die Uni Würzburg
So weit ist Helena auch dank der Kontakt- und Informationsstelle für Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung (KIS) gekommen.
Von ihrem Bruder hat sie erfahren, dass sie als ADS-Betroffene einen sogenannten Nachteilsausgleich beantragen kann. Die Uni gibt ihr dann mehr Zeit bei Klausuren und anderen Prüfungen. „Das ist gut für mich, denn fürs Strukturieren und Ordnen brauche ich länger als andere.“
Beratungsstelle KIS zum Thema Nachteilsausgleich
Es war auch ihr Bruder, der sie auf die KIS aufmerksam machte. Helena ließ sich dort zum Thema Nachteilsausgleich beraten. Alles lief gut ab: freundlich, hilfsbereit und schnell sei das Team der KIS gewesen. Dort hat sie den Nachteilsausgleich beantragt und bekommen.
Wichtig: Sich Hilfe holen und gut auf sich achten
Im Herbst 2019 hatte Helena im Studium eine außergewöhnliche Stressphase zu meistern. Seitdem greift sie wieder auf eine Therapie zurück – auf ein ADS-Medikament für Erwachsene.
„Diese Zeit war chaotisch für mich, ich war extrem angespannt“, sagt sie. „Das Medikament half mir sehr gut, das zu bewältigen. Ich habe es danach nicht abgesetzt, weil es mir auch im Alltag gut tut. Ich bin damit gelassener und habe wesentlich mehr innere Ruhe.“
Für Betroffene mit ADS ist es wichtig, ein gutes Gefühl für das eigene Stresslevel zu haben. So konnte sich Helena rechtzeitig Hilfe holen.
Informationen zum Nachteilsausgleich
Die Kontakt- und Informationsstelle der Uni Würzburg für Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung (KIS) bietet auf ihren Webseiten eine pdf-Broschüre mit Informationen zum Nachteilsausgleich an. Dieser ist natürlich je nach Behinderung oder Erkrankung an die Bedürfnisse angepasst. Zukünftige Studierende können sich auch schon vor Beginn des Studiums informieren und beraten lassen.
Die Kontakt- und Informationsstelle der Uni Würzburg für Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung (KIS) berät und unterstützt Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung. Informier dich über das Angebot.
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